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Online Meeting


Folgendes Phänomen konnten wir in der Arbeit mit unterschiedlichen Team und Einzelpersonen feststellen:


Das Sichtfeld und die Wahrnehmung im Rahmen einer Video-Konferenz oder eines Video-Gespräch ist engeschränkt. Das folgende Beiespiel dient zur Illustration...und gibt möglicherweise einen Impuls zum Weiterdenken...



Die Mitarbeiterin hat drei unterschiedliche Ebenen, auf der sie sehen oder auch nicht sehen kann. Der gerichtete, konzentrierte (foveale) Blick geht auf den Bildschirm. Dort nimmt sie den Kollegen wahr. Darüber hinaus bleibt der gesamte Raum/Kontext des Kollegen für die Mitarbeiterin im Wesentlichen unsichtbar. Ihr peripherer Blick nimmt hingegen ihren eigenen Kontext wahr. Obschon das periphere Sehen mehr als 99,9 % des Gesichtsfelds abdeckt, stehen für seine Informationen nur rund 50 % des Sehnervs sowie etwa 50 % der Fläche des Sehzentrums (visueller Kortex) zur Verfügung. Die übrigen 50 % sind für das hochauflösende foveale System reserviert. Auch hier überscheiden sich die unterschiedlichen Ebene. Eindrücke und Bilder, die über das periphere Sehen Wahrnehmung erzeugen, stehen nicht im Kontext zum Kollegen, sondern befinden sich im Kontext der Mitarbeiterin, also ihrem eigenen Arbeitsplatz. Sie nimmt den Kollegen wahr aber die Umgebung um ihn herum, also alles außerhalb des Bildschirmes, ist nicht die Umgebung des Kollegen, sondern die hinter ihrem Bildschirm ihres Arbeitsplatzes. Potenziert wird womöglich diese Situation durch die Verwendung von virtuellen Hintergründen[. Diese können dann möglicherweise einen weiteren Kontext mit einbringen.

Während des Online-Meetings nutzt die Mitarbeiterin die Lautsprecher ihres Computers. Um gehört zu werden, müssen die empfangenen Schallschwingungen eine bestimmte Intensität erreichen: Vom gesunden Ohr werden nur Schallwellen mit einer Frequenz zwischen 20 und 16.000 bis max. 20.000 Hertz wahrgenommen. Frequenzen, die darunter oder darüber liegen, können im Innenohr keine Schallempfindungen auslösen. Am empfindlichsten ist das Ohr im Bereich zwischen 500 und 6.000 Hertz - diese Frequenzen können wir am besten hören, dort liegt auch der Frequenzbereich der menschlichen Sprache. Handelsübliche Lautsprecher können diesen Frequenzbereich oft nicht vollständig abdecken. Hinzu kommt eine gewisse Latenz[1]. D.h. das Hören ist nicht „Live“, sondern gering verzögert, mitunter sind Ton und Bild auch nicht immer synchron. Das ist auch der Grund dafür, dass gemeinsames Singen über eine Video-Konferenz nicht möglich ist.

Ein weiterer Effekt ist, dass sich die Töne des Hörens aus zwei unterschiedlichen Kontexten mischen. Das heißt die Mitarbeiterin hört die Töne ihres Kontexts (live) und die Töne des Kontextes des Kollegen mit eingeschränktem Frequenzbereich und einer Latenz.



[1] In Computernetzwerken ist die Latenz ein Ausdruck für die Zeit, die ein Datenpaket benötigt, um von einem bestimmten Punkt zu einem anderen zu gelangen. Im Idealfall liegt die Latenz so nahe wie möglich bei null. Die Netzwerklatenz kann gemessen werden, indem man die Hin- und Rücklaufzeit (Round Trip Time, RTT) oder Paketumlaufzeit für ein Datenpaket bestimmt, das zu einem Zielort und wieder zurück transportiert wird.

Sehen

 


Hören