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„Lock-down“ – „Speed-up“


Die Pandemie – beziehungsweise der gesellschaftliche Umgang damit - verändert unser privates und geschäftliches Umfeld in so gut wie allen Bereichen. Das fordert uns alle in einer teilweise sehr gegensätzlichen Art und Weise. Die ständige Orientierung in neuen und unsicheren Verhältnissen erfordert von jedem Menschen eine viel höhere alltägliche Lebensleistung als es das Bewegen in einem bekannten und berechenbaren Umfeld erfordert. Zwar werden im Lockdown zum einen Teil gesellschaftliche Aktivitäten, gesellschaftlicher Austausch und gewohnte Lebensweisen extrem herunter gefahren, sind deutlich eingeschränkt oder kommen gar zum Stillstand - doch ist jeder einzelne von uns gezwungen sich in der Situation mit einem extrem hohen Aufmerksamkeits-, Anpassungs- und Handlungsniveau auf die immer neue und immer ungewohnten Situationen einzustellen.


Das trifft selbstverständlich auch für die Organisationen und Gruppen zu, die in der komplett veränderten Umgebung ein Modus finden müssen, wie sie als System funktionieren können. Unternehmen haben dabei nicht nur die Notwendigkeit zu funktionieren, sondern auch noch mittel- und langfristig wirtschaftlich sinnvoll zu arbeiten.


Es ist also eine Herausforderung nicht nur mit vollkommen veränderten Situationen umzugehen, sondern auch noch mit sehr polaren Aktivitätsniveaus. Der „Lock-down“ erfordert quasi einen persönlichen „Speed-up“.

Jeder einzelne in der Welt muss mit einer komplett veränderten Welt zurechtkommen. Mit dieser enormen Aufgabe beschäftigt, treffen wir tagtäglich aufeinander. Sei es im Privaten, im Familiären, im Freundeskreis oder eben innerhalb von Unternehmen und Organisationen - was eine Herausforderung!

Als moderne Leistungsgesellschaft sind wir es gewöhnt Herausforderung anzunehmen und umzusetzen. Insbesondere im unternehmerischen Kontext tun wir das mit einem hohen Grad an Selbstverständlichkeit; mit einem hohen Grad von Verpflichtung und gegenseitiger Erwartung.

Zum einen ist diese Selbstverständlichkeit extrem nützlich – sie hilft uns die Situation anzunehmen und schnell „klar zu kommen“. Zum anderen ist die Selbstverständlichkeit brandgefährlich, weil wir allzu leicht darüber hinweg schauen welches Ausmaß die aktuelle Herausforderung für jeden einzelnen von uns hat. Und bei jedem einzelnen ist hier jeder einzelne Mensch gemeint aber auch jede einzelne Organisation, jede einzelne Unternehmung als System, das nach systemischen Gesetzmäßigkeiten versucht sich selbst zu erhalten in einer vollkommen veränderten Umwelt.


Auch die Unterschiedlichkeit der gewählten Umgangsformen mit den beschriebenen Herausforderungen ist enorm. Positiv gesehen ein riesiges Experimentierfeld für mannigfaltige neue Erfahrungen. Negativ betrachtet ein chaotisches Szenario in dem Behauptungsversuche durchaus auch das „Schlechteste im Menschen“ hervorbringen können. Unser modernes Wirtschaftssystem gerät an die Grenzen dessen, was man als wohlstandsfördernd betrachten kann.


Irgendwo dazwischen spielt sich unser arbeitsrealistischer Alltag ab. Und genau das macht es brandgefährlich – schnelle Entscheidung von großer Tragweite in einem solchen Umfeld zu treffen, erfordert ein extrem hohes Maß an Reflektionen und das Erkennen, dass es sich bei den aktuellen Herausforderungen in jeder Form um Bedingungen handelt, die wir weder als einzelne noch als Organisation jemals gesehen oder auch nur ernsthaft erwägt haben. Vor diesem Hintergrund ist Selbstverständlichkeit nicht der Stoff, aus dem reflektierte und umsichtige Reaktion gemacht sind. Es scheint so, als sei es die gelungene Mischung, die augenblicklich gefragt ist:

Zeit für Umsicht und Reflexion um auf dieser Basis neue und leichte Selbstverständlichkeiten aufzubauen.